Sonntag, 24. Juli 2011


Wo ein Baum steht gibt es auch Schatten

Wo ein Baum steht gibt es auch Schatten, wo Leben ist gibt es auch Tod, wo es Tage gibt, gibt es auch Nächte und nach jedem Traum gibt es auch ein Erwachen, die Polarität besteht und bestimmt unseren Lebensrhythmus.

Auch die Natur bestimmt diesen Rhythmus. Ein Rhythmus als regelmäßig wiederkehrende Zustände und Veränderungen. Werden-Sein-Vergehen. Unser Leben und das unserer Nachkommen hängt letztendlich von unserem Handeln, vom Umgang mit uns selbst und mit der Natur ab.

Nun, das Leben ist kein Traum, dennoch erwachen wir ständig aufs Neue über all dem Wahnsinn, der vom Menschen erzeugt, den Rhythmus des Natürlichen stört oder gar zerstört. Und genau das ist doch der springende Punkt. Der Mensch glaubt, allmächtig zu sein. Er allein kann über Werden-Sein und Vergehen bestimmen. Es ist aber leider ein Trugschluss, er kann eingreifen, dazu ist er wohl in der Lage, das Resultat sehen wir aber täglich aufs Neue. Daraus wachsen Schatten, die wie Trauerflor über unsere Welt schweben. Unter ihm Tod und Verderben, Angst und Schrecken.

Dazwischen Lichtblicke wie Hoffnung und Freude, Liebe und Glück. Dies sind Grundwerte die jeder Mensch kennt, zu mindest mehr oder weniger. Wenn der Mensch Fähigkeiten hat solches zu erkennen, einzugreifen, dann sollte er auch die Fähigkeit besitzen und nutzen und all das zu schützen, was Leben bedeutet. Sei es nun all die Lebewesen auf dieser Erde, aber auch die Natur, seine Lebensgrundlage. Der Mensch besitzt die Fähigkeit zu denken, sich eigenständig zu bewegen und zu handeln. Er allein ist für sich und sein Handeln verantwortlich. Aber er hat ebenso Verantwortung zu tragen, was er seinen Nachkommen weitergibt, was er seinen Nachkommen hinterlässt. Nur, Verantwortung zu tragen scheint leider ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. In der Endlichkeit seines Daseins, ja da könnte der Mensch Verantwortung tragen, zumindest redet er davon. Einhalten wird er es aber kaum können. Denn die Wirklichkeit überrennt ihn, holt ihn ein und überrollt ihn. Also muss es die nächste Generation ausbaden, was ihre Vorfahren hinterlassen haben. Bekanntlich werden aber aus Vergangenem keine Lehren gezogen, der Rhythmus hat seinen Takt gefunden, man redet weiter von Verantwortung tragen, leider redet man nur davon. Ein ewiger Kreislauf des menschlichen Wahnsinns...

Somit schließt sich für mich ein Kreis, ein Kreislauf der wie unsere Natur sich immer wieder auf's Neue durchlebt. Nur ein kleiner Unterschied wäre zu vermerken, Was der Mensch zerstört hat, ausgerottet hat, ist diesem Kreislauf entzogen. Sein Handeln aber hat sich längst in diesen Kreislauf eingebunden und die Zerstörung frisst sich weiter um den Planeten Erde wie ein Feuer, das alles verbrennt.

Die Natur braucht uns Menschen nicht zum Leben, aber wir Menschen brauchen die Natur zum Leben.

© Hans-Peter Zürcher

Samstag, 23. Juli 2011

22.Juli 2011


Ich bin zu tiefst erschüttert über diese äußerst brutalen Anschläge in Norwegen. Ich fühle mit den Angehörigen der Opfer, ich fühle mit den Verletzten. Ich bin zutiefst traurig und sprachlos, was Menschen andern Menschen antun. Dafür gibt es keine Recht-fertigungen.


Hans-Peter


Der Trauer Nachtgesang

Eisig haucht der raue Wind
Schmerzlich klagende Lieder
Hinaus über fahlen Lichterglanz
Aus der Trauer stumpfem Eis

Erstarrt ist eine Rosenknospe
In süßester Jugend gefangen
Im Traume luzider Nachtgesänge
Bedrückend und doch so leicht

Unendliche Schwere belastet
Gleich nässender Nebelschleier
Die drücken auf Herz und Seel
In frostig dunkler Sommernacht

Die Lieder dumpf verhallen
Versinken in fahlem Schimmer
Von unendlich tiefer Traurigkeit
Als wär’s einer Rose Pilgerfahrt

© Hans-Peter Zürcher


I am profoundly shocked by this extremely brutal attacks in Norway. I feel for the families of the victims, I feel for the injured. I am deeply saddened and speechless, what humans do to other people. There are no excuses.


Hans-Peter


The grief night singing

Breathed the harsh icy wind
Painfully plaintive songs
Beyond the pale lights shine
From the dull grief ice

Has solidified a rose bud
Caught in sweet childhood
In the lucid dream songs night
Depressing and yet so easy

Infinite gravity load
How moist fog
The press on the heart and soul
In frosty dark summer night

The songs fade away dull
Sinking into ashen glow
Of infinite sadness
As if a rose pilgrimage

© Hans-Peter Zürcher

Samstag, 9. Juli 2011


Sommertraum

Es war ein schöner, warmer Frühsommermorgen, ein stahlblauer Himmel, der durchsetzt war mit kleinen weißen Sommerwölkchen, die wie kleine Schiffe über einen großen See ziehen. Ich lag im noch taufeuchten Gras in unserem Garten unter dem Schatten spendenden Buchenhain, schaute diesen kleineren und größeren, munter umherziehenden Wolkenschiffchen zu und hörte mir verträumt den Gesang von Amsel und Mönchsgrasmücke an. Der kleine Brunnen plätscherte fröhlich vor sich hin. Hoch oben zogen zwei Rotmilane ihre kreisenden Bahnen und ließen sich dabei von der Thermik in die Höhe tragen. Ab und zu brummte ein Käfer oder eine Biene vorbei, die sich an der üppigen Blumenpracht genüsslich taten. Auch einzelne Schmetterlinge oder Paare tanzten um die Wette und Libellen aus einem nahen Teich schwirrten wie kleine Helikopter über den noch feuchten Rasen.

Aus unserem Haus dringen leise Töne von Klaviermusik. Es war die Sonate in G-Dur D 894 von Franz Schubert, eines meiner Lieblingsstücke. Diese Sonate ist 1826 entstanden, also zwei Jahre vor Schuberts Tod. Ein starkes, sehr schönes, lyrisches Stück, das zwischen Innigkeit und heftigstem Ausbruch alles beinhaltet und erfassbar macht, was ein Komponist und Musiker fühlbar machen und vermitteln kann, und dies, ohne die Abgründe zwischen den beiden erwähnten Gegensätzen einebnen zu wollen. Wahrlich ein Meisterwerk. Robert Schumann empfand diese Sonate als vollendetste in Form und Geist. «In ihr - so Schumann - ist alles organisch, atmet alles dasselbe Leben». Ein schöner Gedanke zu dieser wirklich wunderschönen Sonate, die zu diesem herrlichen Sommermorgen wie geschaffen schien.

Ich weiß nicht, wie lange ich so vor mich hingeträumt habe, die ganze Szenerie, die Musik, die Farben der Pflanzen und dessen betörender Duft, dies alles hatte meine Gedanken zurück in meine Kindheit wandern lassen. Mir kamen Erinnerungen auf, Erinnerungen an Ausflüge und Spaziergänge mit meinem Großvater. Wie er mit mir durch Wald, Feld und Flur wanderte, mir Tiere und Pflanzen erklärte, mich mit all den Düften, wie auch all den Geräuschen in der Natur bekannt machte und dies zu allen Jahreszeiten. Er zeigte mir, wie man aus Kerbel oder Haselstecken Flöten herstellen und spielen konnte. Ich konnte erfahren, aus welchen Pflanzen man Tee herstellen, oder welche Beeren, Früchte und Nüsse man essen kann.

All dies ging mir in Gedanken durch den Kopf, auch die Musik, die Großvater mir auf einem „Reisegrammophon“ zu Hause wie auch unterwegs vorführte, glaubte ich zu hören, denn er liebte Klaviermusik wie auch Opernarien und Jazz, nebst Marsch - und Volksmusik. Mit den Letzteren beiden konnte ich mich als Kind schon nicht anfreunden, ausgenommen waren lediglich Appenzeller - Streichmusik und natürlich Zäuerli. Die Liebe zu dieser Art Volksmusik hat aber seine eigene Geschichte.

Zwischenzeitlich stand die Sonne recht hoch und die Buchen vermochten mir keinen Schatten mehr zu spenden. Und eben diese Hitze, die nun auf mich niederprasselte, lies mich aus diesem Wachtraum aufwachen.


© Hans-Peter Zürcher