Freitag, 6. April 2012


Frohe Ostern

Nun hoppeln sie wieder, die vielen Osterhasen aus Schokolade, rotem Zucker, Marzipan und Nugat. Auch alles andere, was sonst noch so für dieses Fest verkauft werden kann, stapelt sich auf Ladentischen und in Regalen in Unmengen. Eier in jeglicher Art und Form aus Schokolade, Pappe, Holz oder der gleichen. Aber auch  Parfüm, Schmuck, Dekorationsgegenstände von Rustikal bis Edelkitsch für die Erwachsenen und Spielsachen für die Kinder. Die Geschenke von Weihnachten sind ausgepackt, umgetauscht und längst vergessen. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass wieder Neues unter die Menschen gebracht wird. Auch ess- und trinkbares in rauen Mengen wird unter das Volk gebracht, denn die Fastenzeit ist ja zum Glück nun vorüber. Die Osterfeiertage sind wie die Weihnachtsfeiertage, nichts anderes mehr als Umsatz fördernde Geschäftsfeiertage. Und die sind ja dringend notwendig um der Wirtschaft willen.

Die Schaufenster und Regale in den Verkaufsgeschäften sind schon seit geraumer Zeit, nämlich bereits ab Mitte Februar zum Einstimmen auf dieses Fest dekoriert und gefüllt. Nach dem Motto: "denn süßer die Kassen klingeln", werden fleißig Osterhasen und andere Süßigkeiten eingekauft und vernascht, bis sich dann eine Sättigung bei Groß und Klein bemerkbar macht. So wird dann drei Wochen vor dem Fest mit großzügigen Rabatten auf das ganze Schleckarsenal der Verkauf nochmals tüchtig angekurbelt. Und was nicht verkauft werden kann, wird dann nach Ostern zum halben Preis verscherbelt. Auf Ostern kann dann auch noch vieles andere geschenkt werden, auch solches wird schon seit Wochen versucht an Mann, Frau und Kind zu bringen. Autos, Unterhaltungselektronik, Schmuck, Parfum, Spielsachen jeglicher Art, auch kleine, niedliche Haustiere sind gefragt. Diese kann man denn vor den großen Sommerferien einfach irgendwo aussetzen, also kein Problem.

Und dann endlich geht es los. Einige Tage vor dem Fest fährt man voll gepackt mit all den eingekauften Herrlichkeiten gegen Süden, erst Stundenlang im Stau, nachher in überfüllten Städten und Dörfern. Dies alles ist wunderschön, man ist umgeben von lauter Gleichgesinnten. Nun kann man endlich zwei Wochen Osterurlaub vom feinsten geniessen, anstehen beim Mittagsbuffet, anstehen an den Bergbahnen und an den Skiliften, anstehen für eine freie Sitzbank am Lago Maggiore oder am Lago di Lugano. Aber was soll’s, man hat ja Urlaub. An den Verkehrslärm hat sich ja unser Gehör auch schon längst gewohnt, denn den hat mancher ja zu Hause auch, nur nicht in einer solch schönen Umgebung. Und die Schlafgelegenheiten in den überbuchten Hotels, auch dies ist kein Problem, es kann ja im Schichtbetrieb geschlafen werden, wenn die einen am Feiern sind, können die anderen schlafen und umgekehrt. Es heißt ja: - frohe Osten - ... also, wird gefeiert was das Zeugs hält!

© Hans-Peter Zürcher

2 Kommentare:

Wille hat gesagt…

Ja so sieht es aus, auch bei uns in Schweden. Aber was soll man machen - wenn man kleine Kinder hat. Man kann sich nicht wehren. Manipulieren!

Doch wenn man Retner ist, wie ich kann man selbst bestimmen.

margareta

Rosanna Maisch hat gesagt…

Wie Recht du hast lieber Hans-Peter. Eine gut geschriebene, kleine Geschichte. Danke!

Deine Lyrikfreundin Rosanna