Mittwoch, 20. Juni 2012


Ein Frühsommertag

Eine regenreiche Nacht tümpelt sich in einen eher düster anmutenden Morgen.  Nur vereinzelt sind Amselgesänge wahrzunehmen. Aber die Krähen, ja, die waren voll in ihrem Element. Mit ihrem krää-krää-krää, das Überlaut in die Stille des erwachenden Morgen hinein lärmt, meinen sie wohl, die Welt aus ihrem schlaf wecken zu müssen. Nur zögernd beginnt der neue Tag zu lichten. Vom Vordach tropft unregelmäßig, aber dennoch stetig Regenwasser.

Auch wenn kein Erwachen mit Vogelgesang einem in den neuen Tag verführt, ist es dennoch ein angenehmes Gefühl, sich mit einer solchen Stimmung in den Tag zu bewegen. Denn langsam mit dem werdenden Morgenlicht können vereinzelte schwache Momente von leisem Blau im Wolkenmeer ausgemacht werden. An Blumen und Sträuchern, an Blättern und an noch kahlen Ästen glitzern tausende kleiner Regentropfen. Jeder für sich in Größe, Form und Farbe ein Unikat...

Gestern, da war es noch völlig anders. Blauer Himmel und Sonne wohin man schaute. Doch was war denn das? eine kleine Wolke, frech und flink, ließ für nur kurze Zeit die Sonne verdunkeln und wie aus heiterem Himmel rauschte ein heftiger Regenschauer nieder. Noch während dieser sich rauschend und zischend über Bäume und Wiese ergoss, zeigte sich bereits wieder die Sonne mit ihrem gleißenden Licht. Als ob ein dampfender Wasserfall sich über die Landschaft ergoss, durch den sich  Äste und Blätter in schönstem Licht räkelten. Ein fantastisches Bild, das nur sehr kurz von seiner Poesie lebte.  Dann spielten Licht und Schatten ihr Spiel, begleitet vom Summen und Brummen, vom Singen und Jubilieren. Die Natur spielte ihr Spiel, ihre Reize und ihre Sinne aus.

...Diese Herrlichkeit ist nur von kurzer Dauer. Denn schon bald verliert sich dieser leuchtende Glanz in ein tristes Grau eines Regentags. Kein Summen und Brummen der Bienen über dem Lavendelstrauch, kein Singen und Trällern von Amsel und Mönchsgrasmücke. Dafür das monotone Tropfen von Regenwasser vom Vordach in eine dumpf vor sich hinstarrende Pfütze.  Hoch oben in der dampfenden Frühsommernässe durchbrechen die heiseren Schreie von Krähen die Regen- und  Tropfgeräusche dieses Tages, der sich wohl wieder in eine regenreiche Nacht entflieht.

© Hans-Peter Zürcher

2 Kommentare:

Rosanna Maisch hat gesagt…

Mein lieber Lyrikfreund,

Das ist ja reinstes Kopfkino. Du beschreibst in wenigen Worten ein Naturerlebnis, das einem völlig iun den bann zieht. Man fühlt sich in diese Geschichte versetzt, hört und fühlt mit, einfach Grossartig! Danke für diese grosse erlebnis! Dazu dieses grossartige Foto! Sehr, sehr beeindruckend...

Deine Lyrikfreundin Rosanna

rheinland-blogger hat gesagt…

Hallo Hans-Peter,
sehr schön beschrieben. Ich genieße auch gerne den Tag und die Natur. Du hast schön mit Eindrücken herum gespielt, alles baut logisch aufeinander auf. Auch die Breite der Eindrücke in der Natur kommt rüber ...

Gruß Dieter